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Grand Canyon Colorado

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Dieses Land, wild und schön,

und wir dürfen seine Herrlichkeit sehn.

aus: „Roter Mond überm Silbersee“

(Pfadfinderlied)

Der Himmel ist auf ein schmales blaues Band direkt über Deinem Kopf geschrumpft, das zu beiden Seiten von roten Steinwänden abgeschnitten wird. Man könnte meinen, der Anblick würde irgendwann langweilig, aber das wird er nicht. Obwohl Du jetzt schon den dritten Tag durch diese Kulisse fährst. Oder ist es erst der zweite? Oder doch der vierte? Kurz überlegst Du, ob heute Donnerstag, Mittwoch oder erst Dienstag ist, aber dann wird Dir klar, dass der Wochentag unwichtig ist. Der einzige Zeitmesser, nach dem Ihr Euch hier unten im Canyon richtet, ist die Sonne.

Wenn sie aufgeht, beginnt Dein Tag, obwohl es noch etwa zwei Stunden dauern wird, bis sie hoch genug steht, um ihre Strahlen über die Seitenwände hinab auf den Fluss zu schicken. Du hast unter den Sternen geschlafen, die hier, buchstäblich meilenweit von jeder menschlichen Ansiedlung, millionenfach am Himmel stehen. Wenn Du die Augen schließt, ist das beständige Rauschen des Flusses das letzte, was du hörst, und es ist das erste Geräusch, das beim Aufwachen an Dein Ohr dringt. Wenige Augenblicke später ertönt dann auch das erste Tuten des Muschelhorns, das Signal, das einer der Riverguides den ersten Kaffee des Tages aufgebrüht hat. Also gehst Du los und holst Dir eine Tasse, die zunächst in einigen Schritten Sicherheitsabstand in den Sand stellst, denn zum einen ist das Gebräu noch zu heiß, und außerdem gibt es viel zu tun. Bis zum zweiten Hornstoß solltet Ihr das Zelt abgebaut und Kleidung und Schlafsack in den wasserdichten Gepäcksäcken verstaut haben. Während Ihr Euch also darum kümmert, kühlt der Kaffee auf Trinktemperatur ab, sodass Du immer wieder zwischen zwei Handgriffen einen Schluck nehmen kannst.

Wenn Ihr fertig seid, werden die Säcke zum Strand hinunter gebracht, wo Ihr sie neben den Booten aufstapelt. Daneben stehen die Klappstühle in einem Kreis und einige Schritte weiter die aus zwei Metalltischen bestehende Küche. Inzwischen ist auch das Frühstück fertig, aber wie vor jedem Essen, darf sich nur in die Reihe stellen, wer die Hände gewaschen hat, damit keine Infektionen die Runde machen.

Dann sitzt Du am Wasser mit einem Teller auf den Knien und isst Pancakes, oder Rührei. Je nach Wochentag sind es vielleicht auch Kartoffeln oder Arme Ritter. Man könnte sich fragen, wo die ganzen Kalorien hingehen, wenn Du doch die meiste Zeit im Boot sitzt und nicht einmal selber rudern musst, aber Tatsache ist, dass Du schon früh morgens gewaltigen Hunger hast. Muss an der frischen Luft liegen.

Während des Frühstücks gibt Shawn, der Verantwortliche für den Trip, ein kurzes Briefing, was für den Tag geplant ist. Einer der häufigsten Sätze ist „Wenn das Wetter mitspielt“, denn es ist Regenzeit (auch wenn Ihr bis auf zwei-, dreimal nichts davon gemerkt habt), und nicht immer kann ein Plan in die Tat umgesetzt werden. Danach werden die letzten Sachen verstaut. Was Du tagsüber benötigst, kommt in den kleinen Sack, den Du mit aufs Boot nimmst. Dann schmierst Du Dich noch mit Sonnencreme ein. Der wasserfesten, damit sie nicht abgewaschen wird, wenn es durch die Stromschnellen geht. Leider hinterlässt sie überall weiße Schlieren, auch Kleidung und der Hutkrempe, wenn Du ihn aufsetzt.

Bevor es dann wirklich losgehen kann, werden alle noch einmal an die elementaren Aspekte des menschlichen Daseins erinnert („Last call on the toilet!“). Denn auch die Toilette muss verpackt werden.

Dann suchst Du einen freien Platz in einem Boot. Die Besetzung wird jeden Tag geändert, damit jeder einmal mit jedem zusammen unterwegs ist. Wenn das Boot mit vier Passagieren plus Riverguide dann voll ist, legt Ihr ab. Dem kleinen Konvoi aus vier Dories folgen die beiden großen, gearboats, plumpe Flöße, die das Material transportieren. Shawn setzt sich mit seinem Boot an die Spitze. Wenn Du mit ihm fährst, wirst Du den Tag über einige tolle Anekdoten über den Fluss zu hören kriegen. Wie etwa über den Riverguide, der einen wilden Truthahn fing und seinem Kollegen ins Gepäckfach setzte. Er kennt sich auch mit den Expeditionen aus, die den Colorado befuhren und zeigt immer wieder auf Stellen, die in die Geschichte eingegangen sind – meist, weil es dort ein Todesopfer gab.

André ist promovierter Geologe und kennt jeden Stein im Canyon. Immer weist er auf interessante Formationen hin, oder auf Stellen, an denen die einzelnen Gesteinsschichten in der Wand besonders gut zu erkennen sind. Dann erklärt er ausführlich, wie alt die jeweiligen Schichten sind, wie sie entstanden sind und dergleichen mehr. An einem Morgen hat er sogar eine ausführliche Vorlesung gehalten und in den Sand eine große Karte gezeichnet, die den Flussverlauf und die wichtigen geologischen Verwerfungslinien zeigte.

Fabry ist eigentlich immer zu Witzen und Streichen aufgelegt. Das ist Dir bereits am ersten Morgen klar geworden, als Du auf seine Aufforderung hin einen umgedrehten Topf anhobst und darunter eine Plastikspinne fandest. Wenn zwischen den Insassen zweier Boote eine Wasserschlacht ausbricht, dann meist deswegen, weil Fabry seine Passagiere dazu angestiftet hat.

Oder es ist Billie, dann musst Du in den Stromschnellen aufpassen, denn es gibt die Möglichkeit des bailriding, was bedeutet, dass Du im schnelleren Wasser ganz vorne auf dem Bug sitzt. Das ist besser als jede Achterbahn, aber es kann vorkommen, dass Billie ihr Boot mitten in eine riesige Welle steuert, nur um Dich komplett nass zu machen – selbst wenn das Boot danach bis an den Rand voll mit Wasser ist.

Gegen Mittag wird dann wieder Halt gemacht. Die Boote werden vertäut und das Mittagessen vorbereitet. Meist gibt es auch etwas Interessantes zu sehen, je nach dem, wo ihr angelegt habt.

Vielleicht wandert Ihr nach dem Essen noch eine Seitenschlucht hinauf. Es ist wirklich spektakulär, wie die Wände immer enger werden, bis Ihr in einer Art Sackgasse steht. Auf dem Weg dorthin müsst Ihr immer wieder steilere Abschnitte hinaufklettern. Ein allgegenwärtiger Anblick dabei sind Eidechsen, die nicht einmal weglaufen, sodass Du sie fangen könntest, wenn Du es versuchtest, sowie Algarven, die überall wachsen. Sie sehen aus wie eine Kugel aus langen, spitzen Blättern. Wenn sie geblüht haben, ragt oben ein langer, verdorrter Stängel heraus. Weitere Tiere, die Du gesehen hast oder noch sehen wirst, sind Truthahngeier, wilde Ziegen, Rehe und Biber. An einem Tag hat Thomas, der eines der Materialboote rudert, in der Nähe des Lagerplatzes eine Schlange gefangen. Eine Königsschlange, die sind ungiftig und haben ein gelbes Zickzack-Muster auf schwarzem Grund. Von den Klapperschlangen, vor denen die Riverguides am Anfang gewarnt haben, ist keine Schuppe zu sehen.

Vielleicht seid Ihr auch in der Nähe einer alten indianischen Siedlung, von der noch Reste erhalten sind. In diesem Fall haben André und Billie viel darüber zu erzählen. Vielleicht wandert Ihr auch die Seitenwand hinauf, bis ihr hunderte von Metern über dem Fluss steht. Vor Dir geht es senkrecht nach unten, und Du siehst über die Ränder der Seitenwand gegenüber. Oder Ihr besichtigt eine alte Mine, eine Brücke, über einen Spalt in der Felswand auf dem Weg nach unten, die von Indianern zurückgelassen wurde, oder eine gewaltige Höhle, die vom Wasser in den Fels gewaschen wurde, oder... Dieser Fluss hält Vieles bereit.

Am Nachmittag kommt Ihr dann zum Lagerplatz, der sich immer dort befindet, wo es eine flache, breite Stelle am Ufer gibt. Jetzt läuft der Vorgang vom Morgen umgekehrt ab. Nach dem Anlegen bildet Ihr eine Kette, über die die Säcke mit Gepäck und Material weitergereicht werden. Dann suchst Du aus dem Haufen Euer Zelt und Gepäck und bringst es zu der Stelle, an der Ihr schlafen werdet. Dann hängt Ihr die Sachen, die tagsüber nass geworden sind, zum Trocknen in die Sträucher, die fast überall am Ufer wachsen, und macht Euch daran, das Zelt aufzubauen.

Höchstwahrscheinlich werdet ihr es nicht brauchen, denn die letzten Nächte waren trocken. Nur einmal seid Ihr gegen Mitternacht vom Regen überrascht worden, und Du bist hastig ins Zelt gekrochen. Wenn das Zelt steht, was nie lange dauert, kannst Du den Lagerplatz erkunden und herausfinden, wo die Toilette aufgebaut wurde. Wenn es noch nicht zu spät ist und je nach dem, wo Ihr seid, bietet sich auch hier die Möglichkeit, einen kurzen Ausflug zu unternehmen. So wie es am letzten Abend geschehen wird. An einer Stelle, an der die Wände nicht so hoch und steil sind, und die Umgebung eher an eine Landschaft voller sanft geschwungener Hügel erinnert, geht ihr einen Hang hinauf. Ihr seid hier über einer Flussbiegung, sodass ihr einen großen Abschnitt übersehen könnt. Auf der anderen Seite des Hangs geht es wieder senkrecht nach unten. Viele setzen sich auf die Kante und lassen die Beine über dem Abgrund baumeln. West, der das zweite gearboat rudert, hat den Rucksack voller Getränke. Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen über die Wände. Alle lachen und reden. Mit einer Dose Coke in der Hand sitzt Du auf einem Stein am Hang. Ein leichter, warmer Wind kommt auf. Der Himmel ist von jenem tiefen Blau, das man nur an Sommerabenden zu sehen bekommt, und ungetrübt von Wolken. Du blickst auf den Fluss, der Euch die letzten Tage getragen hat. Über Millionen Jahre hat er den Canyon in die Erde gegraben, durch den Du in den letzten Tagen gefahren bist. Du siehst auf die Felsen, rau und kantig und scharf, voll wilder Schönheit. Und die Menschen, mit denen Du unterwegs warst. Es ist eine phantastische Gruppe, mit der Du eine phantastische Zeit verbracht hast. Heute Abend werdet Ihr nach dem Essen noch einige Zeit zusammen sitzen. Unten am Fluss, wo die Luft vom Wasser gekühlt wird, werdet Ihr sitzen und reden und lachen. Das Rauschen des Wassers wird die Hintergrundmusik sein, und die Kulisse der Himmel, ein Samttuch voller Diamantstaub.

Du siehst Dich um und Du weißt: All dies wird Dich noch lange nachdem, Du den Canyon verlassen hast, begleiten.

Philip und Steffen Schwarz

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